Die Aufregung um einen Kindergartenplatz

Ich muss Euch heute von einem riesigen Aufreger erzählen. Wie Ihr alle wisst geht Lina zur Tagesmutter. Diese Lösung haben wir gefunden nachdem wir knapp nach dem ersten Geburtstag keinen bzw. nur einen eher schlechten Krippenplatz bekommen hatten.

Wir sind seitdem sehr glücklich mit der Lösung Tagesmutter wollten aber dann doch das Lina mit 3 Jahren in den Kindergarten geht, als langsame Vorbereitung auf die Schule. Wir stehen also nun schon knapp zwei Jahre auf einer Warteliste für den Kindergarten im Nachbarort, der uns super gefällt. Der Nachbarort ist ein Stadtteil einer anderen Stadt und hat knapp 1300 Einwohner, wir haben 500 Einwohner, sind knapp einen Kilometer entfernt und haben keinen eigenen Kindergarten im Ort. Bislang waren Kinder aus unserem Ort und dem Nachbarort immer gemeinsam im Kindergarten. Dort gibt es auch im letzten Jahr eine Schnupperzeit für den Übergang in die dortige Grundschule. Die Grundschule ist ländlich und von der Betreuung noch persönlicher als die größeren Grundschulen. Von den Betreuungszeiten ist dieser Kindergarten auch der einzige der perfekt zu meiner Arbeitszeit passt und er wäre von der Strecke her am Nächsten gelegen. Es gibt dort außerdem tolle Turnangebote und Waldtage. Könnte also alles super passen. Ja könnte….

Liebes Land Krippe

Warteliste ist egal

Vielleicht ziehe ich unglückliche Dinge magisch an, ich weiß es nicht. Gestern jedenfalls fragte mich die Tagesmutter ob wir schon etwas gehört hätten, ob wir nun einen Platz für August haben oder nicht. Die anderen Eltern der Tagesmutterkinder wären auch am Überlegen wie es weiter geht und machen ihre Entscheidung auch davon abhängig ob Lina bleibt oder in den Kiga wechselt, da sie alle insgesamt eine tolle Spielgruppe und dicke Kumpels sind. Ich machte mir wenig Hoffnung heute schon eine feste Zusage zu bekommen, rief aber dann doch bei der Leitung des Kindergartens an. Die Antwort katapultierte den Rest meines Tages in Richtung „abhaken“. Die Antwort war, dass wir zwar immer noch auf der Warteliste stehen, es aber einen neuen Beschluss der Stadt gibt wonach Kinder aus dem Ort des Kindergartens bevorzugt zu behandeln sind. Grundsätzlich sind solche Dinge okay, aber es handelt sich bei unserem Kindergarten um einen kirchlichen Kindergarten und zu der Kirchengemeinde gehören der Nachbarort und unser Ort gleichermaßen. Da aber nun die Stadt den kirchlichen Kindergarten mit dem größten finanziellen Teil unterstützt kann nun auch die Stadt solch einen Beschluss fassen. Also kurz zusammengefasst: die Stadt interessiert sich nur für ihre eigenen Einwohner, die Kirche lässt sich von dem leiten was finanziell besser ist und die Kirchenmitglieder die in unserem Ort wohnen sind nur Mitglieder der Kirche aber nicht gewollt im kirchlichen Kindergarten ….und wenn dann nur als Lückenfüller….

Ich habe nach der Nachricht einige Telefonate mit verschiedenen Ämtern geführt und komme zu dem Ergebnis, dass es Eltern in diesem Land nicht gerade leicht gemacht wird was die Kinderbetreuung betrifft. Von Vereinbarkeit von Familie und Beruf braucht hier keiner mehr reden. Egal mit wem ich redete immer wurde mir gesagt ich solle doch da und dort schauen vielleicht ist da noch ein Platz für mein Kind frei, auch wenn es andere Betreuungszeiten sind, aber ich hätte immerhin einen Platz. Naja ich fand bisher keinen freien Platz, aber mir ging es bei all den Gesprächen auch nicht nur um mein Kind, denn von dem neuen Beschluss sind noch mehr Kinder in unserem Ort betroffen und ich bin nicht so egoistisch dass ich nur an meine Situation denken kann. Ich finde eine Lösung für uns, wahrscheinlich weiter bei der Tagesmutter, aber mich erschreckt die ganze Situation. Der ganze Umgang mit dem Thema Kinderbetreuung und das Gefühl, dass Kinder dabei wie eine Sache behandelt werden die man mehr oder weniger für eine Zeit irgendwo abstellt.

Wenn ich mein Kind in einen Kindergarten gebe, will ich das es dort gut betreut wird, ich ein gutes Gefühl dabei habe und ich möchte zumindest die Chance mit zu entscheiden welcher Kindergarten das ist. Wie soll eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf entstehen, wenn einem nur Steine in den Weg gelegt werden? Wenn man das Gefühl hat dieses Land hat Angst das Kinderbetreuung den Staat Geld kostet?

Ich danke meinem Arbeitgeber für extrem flexible Arbeitszeiten, möchte mir aber nicht vorstellen müssen wie das Eltern machen deren Arbeitszeit nicht im entferntesten so flexibel sind.  

 

Liebes Land

Liebes Land,

unsere Kinder sind Deine Zukunft und wenn Du in Deine Zukunft kein Geld steckst dann wundere Dich in einigen Jahren nicht über das Ergebnis.  

Wie sollen Paare mit einem guten Gefühl noch Eltern werden, wenn sie sich bereits nach einem positiven Schwangerschaftstest um eine Hebamme kümmern müssen?

Wenn Sie sich am besten schon vor der Geburt um einen Krippenplatz bemühen müssen?

Wenn Mütter wieder arbeiten wollen, aber keine flexiblen Stellen bekommen? Und wenn sie dann eine flexible Stelle haben, sie trotz Wartelisten keinen Betreuungsplatz für Ihr Kind haben?

Wenn es noch nicht einmal genügend Kindergartenplätze gibt damit Eltern ihre Kinder mit einem guten Gefühl betreuen lassen können?

Wenn viele Eltern nur arbeiten gehen um die Kosten für die Betreuung zahlen zu können?

Wenn man dann trotz der hohen Gebühren sieht, dass es zu wenig Personal in Kindergärten gibt? Das noch dazu nicht gerade dem Aufwand entsprechend bezahlt wird.

 

Liebes Land,

Du willst eine Bevölkerung in der Mütter und Väter gleich behandelt werden, in dem beide arbeiten, am besten noch als gut ausgebildete Fachkräfte. Du willst viele Kinder, die glücklich und gut ausgebildet Deine Zukunft sichern.

 

Liebes Land,

Du wirst Deine Einstellung Familien und Deiner eigenen Bevölkerung gegenüber ändern müssen sonst sieht Deine Zukunft schlecht aus.

 

Liebes Land,

ich wünsche mir sehr das sich etwas ändert, denn ich mag dich, aber wach endlich auf!

5 Replies to “Liebes Land – Die Aufregung um einen Kindergartenplatz”

  1. Hallo Susanne,

    ich selber habe noch keine Kinder, und immer, wenn ich solche Geschichten höre, was durchaus häufiger vorkommt, bin ich erstmal ziemlich froh darüber. Von dem was ich bisher mitbekommen habe, ist die Kitaplatz-Garantie nicht mehr als ein Wort auf dem Papier. Selbst wenn einer drauf schaut, ist es eigentlich bedeutungslos. Ich kann gut verstehen, warum du in diesen Kindergarten möchtest, und so wie ich es verstanden habe, liegt er auch am dichtesten. Da kann die Entfernung am Ende ja nicht so groß sein, dass die Kinder nicht miteinander spielen könnten. Immerhin habt ihr eine Tagesmutter bei der es gut zu klappen scheint. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen, dass ihr bald doch noch Glück habt. Ich hoffe, dass sich da in den nächsten Jahren noch einiges an der Umsetzung ändern wird.
    Liebe Grüße
    Jana

  2. Welches Bundesland ist es denn? Denn bei uns in RhlPfalz gibt es schon lange die Kitaplatzgarantie, natürlich kann es dann sein, dass man nicht in den Wunschkindergarten kommt, oder man muss warten.
    Dass die kinder aus dem Ort bevorzugt werden finde ich richtig, auch wenn das nicht deine Meinung ist.
    Schließlich spielen die Kinder später auf der Straße miteinander, aber werden wohl nicht bevorzugt zusammen den Gottesdienst besuchen.
    Ich kenne den Unterschied von Kiga am Ort und den Beziehungen der Kinder und Eltern untereinander und jetzt eben in der benachbarten Stadt, da ist außer Kiga NULL Kontakt für uns und das ist sehr schade.
    Auch verstehe ich nicht, dass das Land will, dass die Mütter arbeiten, das ist doch eine persönliche Entscheidung.
    Sorry wenn ich jetzt nicht ganz deiner Meinung bin, dass es ein Aufreger ist, weil du ja etwas haben möchtest, das nicht der Regel entspricht, muss man damit rechnen, dass es eben nicht klappt.

    1. In Hessen gibt es diese Platzgarantie auch, allerdings bedeutet das im ländlichen Raum, dass man einen Platz im Landkreis bekommt und nicht im gleichen Ort. Zumal ich eben schon gerne mit entscheiden möchte in welchem Kindergarten mein Kind betreut wird und auch die Zeiten dort halbwegs zu normalen Arbeitszeiten passen müssen. Es kann kaum noch jemand länger als drei Jahre zu Hause bleiben, selbst wenn man es wollte. Die Kids spielen im übrigen oft bei der Tagesmutter miteinander, weil dort auch Kids aus dem Nachbarort sind. Ich finde, auf den ländlichen Raum bezogen, will ich nix abnormales. VG Susanne

  3. Was für ein Zufall, dass du diesen Beitrag heute geschrieben hast! Wir waren heute zur Anmeldung im Kindergarten und haben auch gleich eine Zusage bekommen Anscheinend ist es in unserer kleinen Stadt noch recht human geregelt Wünsche euch aber auch viel Glück, dass ihr doch noch einen Platz bekommt. Und würde auch gern den Beitrag auf meiner Fanpage teilen, damit andere betroffene Eltern sich nicht alleine fühlen…
    Liebe Grüße
    Tanjushka

    1. Gerne darfst du den Beitrag teilen, damit sich andere nicht alleine fühlen. Ich denke das Thema betrifft viele.

      Viele liebe Grüße Susanne

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