Was ist Erlebnispädagogik?

Die Erlebnispädagogik ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsentwicklung für Kinder und wird mit durchdachten Spielen und pädagogischen Methoden für nachhaltige Lernschritte umgesetzt. Wie kann man sich das vorstellen? Ab der frühsten Kindheit sind Spiele das wichtigste Mittel um zu lernen und sich zu entwickeln.

Bereits Kleinkinder erleben und entdecken ihre Welt als ein Spiel: Sie beginnen mit dem Essen zu spielen und lernen dabei dessen Konsistenz, Temperatur, Geruch und Geschmack kennen. Bald schon spielen sie mit Gegenständen, die sie ertasten, aufbauen, wegwerfen oder immer wieder umwerfen und dadurch schulen sie ganz nebenbei ihre motorischen Fähigkeiten. Irgendwann spielen sie mit anderen Kindern, mit kleinen oder großen Geschwistern und Erwachsenen und lernen so, den sozialen Kontakt zu anderen Menschen kennen zu lernen und aufzubauen. Im Laufe der Zeit werden ihre Spiele komplexer und damit auch die Fähigkeiten und Kompetenzen die sie sich erwerben. Beim familiären Vater-Mutter-Kind Spiel empfinden sie das Alltagsleben der Erwachsenen nach. In sportlichen Spielen wiederum lernen sie mehr über ihren Körper kennen und erweitern dessen Leistungsfähigkeit. Bei spielerischen Entdeckungsreisen hingegen werden sie zu Helden ihrer eigenen Welt und beginnen eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Erlebnispädagogik

Das spielerische Lernen hat sich in letzter Zeit jedoch stark verändert. Die Ängste der Eltern führen dazu das viele Spiele der Kinder verboten werden, da sie als zu gefährlich erscheinen oder eingestuft werden. Somit wird die Freizeit der Kinder sehr stark durch die Eltern geregelt und vorbestimmt, und der Mangel an spielerischem Lernen tritt unmittelbar ein. Der scheinbar wichtige Leistungsdruck an das Kind und das damit verbundene Streben nach äußerer Anerkennung treten an die Stelle von selbstbestimmten Zielen. Der starke Einfluss der Medien ersetzt das aktive Erleben von Abenteuern durch passives Konsumieren. Die Entwicklung der sozialen Kompetenzen und Kreativität gerät dabei immer mehr in den Hintergrund, während der Lernschwerpunkt fast ausschließlich auf den kognitiven Fähigkeiten liegt.

Durch diese Entwicklung ist es kaum verwunderlich, dass derart viele Kinder an Aufmerksamkeitsdefiziten, Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsschwächen und sozialen Schwächen leiden.

Wann wendet man Erlebnispädagogik an?

Die Erlebnispädagogik wurde speziell dafür entwickelt um soziale Schwächen auszugleichen und all jene Schlüsselkompetenzen zu fördern die im normalen Schulunterricht oftmals zu kurz kommen. Dabei geht es vor allem um vier unterschiedliche Bereiche:

Für mehr Kreativität:

In einem pädagogischen Spiel haben Schüler die Möglichkeit auf einem abenteuerlichen Weg selbst schöpferisch tätig zu werden, um dadurch eigene Ideen, einen eigenen Stil und letztlich ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Soziale Kompetenzen und Gruppengemeinschaft fördern:

Für die Schüler sind die meisten Spiele so konzipiert, dass sie die offene und gemeinschaftliche Zusammenarbeit erfordern und dadurch fördern. Hierbei erhalten die Schüler ein natürliches Gefühl dafür, wie wichtig jede einzelne Person für die Gruppe, und wie wichtig die Gruppe für jeden einzelnen ist.

Das Prinzip des Friedensstifters:

Durch gemeinsam gelöste Herausforderungen, Vertrauensübungen und spielerischen Aufgaben lernen die Schüler einen ehrlichen und friedlichen Umgang miteinander. Dadurch bauen sie oftmals ein verstecktes und großes Aggressionspotenzial auf natürliche und konstruktive Weise ab.

Die Wahrnehmung der Natur und das eigene Körpergefühl:

Natürlich werden die meisten Spiele nur in einer Sporthalle oder im Klassenraum stattfinden können, dennoch sind sie in erster Linie zum Spielen in der Natur gedacht. Die Natur und deren Wahrnehmung wird hierdurch zu einem bedeutenden Element.

Da der intensive Kontakt mit der Natur und den eigenen Sinnen vorliegt, wird der Bezug der Schüler zu ihrem Körper und zur Tier- und Pflanzenwelt gestärkt. Damit steigert sich das Verantwortungsbewusstsein für ein eigenes gesundes Leben und einen wertschätzenden Umgang mit der Natur. Hierdurch lernen die Schüler auf eine spielerische Art und Weise die Naturgesetze kennen.

Erlebnispädagogik

Wo wendet man Erlebnispädagogik an?

Bei Klassenfahrten:

Werden die Fähigkeiten der Schüler gefördert und genutzt, kann es das ganze Team bereichern. Eine Klassenfahrt mit dem Schwerpunkt Erlebnispädagogik fördert und fordert das gegenseitige Vertrauen und unterstützt die Erweiterung der jeweiligen Stärken.

Ein Beispiel: An einer Kletterwand übernimmt ein Schüler die Verantwortung den anderen Kletterpartner zu halten, dafür darf dieser danach erfahren wie es ist selbst gehalten zu werden. So wird an einer Kletterwand oder in einem Hochseilgarten das Selbstvertrauen jeden Schülers gestärkt, indem die Persönlichkeitsentwicklung durch Zusammenhalt und Vertrauen voran gebracht wird.

Bei Therapien:

Um eine neue Wahrnehmung und das Erleben der körperlichen Leistungsfähigkeit zu intensivieren, werden in der Natur neue Erfahrungen gesammelt. Ob es nun motorische Fähigkeiten sind die durch den Alltag verloren gegangen sind, oder das Austesten und Erweitern seiner eigenen Grenzen sowie seelischer Erfolgserlebnisse gelebt werden will. Hiermit wird ein neues Selbstbewusstsein gefördert.

Ein Beispiel: Möchte man die Achtsamkeit trainieren, eignet sich ganz hervorragend das beliebte Bogenschießen. Hierbei wird die Körperwahrnehmung, die Konzentration bis hin zur intuitiven Zielorientierung geübt. Wie ist der Stand, die Haltung, die Atmung oder die Fokussierung? Somit wird das innere Gleichgewicht wieder stabilisiert.

Bei einem Wandertag:

Ein Wandertag kann hervorragend zur Förderung der sozialen Kompetenzen, eines Gemeinschaftserlebnisses und des konstruktiven Umgangs genutzt werden. So wird der Wandertag mit erlebnispädagogischen Spielen für die Schüler zu einem spannenden Highlight und damit zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Ein Beispiel: Vertrauens- und Interaktionsübungen werden für ein altersspezifisches Programm zusammen gestellt, es können aber auch aktuelle Themen zum Klassenklima aufgegriffen werden, um den Tag als eine impulsive Förderung zu nutzen.

Für Ausflüge:

Ob eine Geburtstagsfeier oder ein Kinderausflug ins Hause steht, mit einer erlebnispädagogischen Veranstaltung kommt Spaß auf und die Gruppe wird zusammen gebracht. Wichtig dabei ist ist die Freizeit der Kinder konstruktiv und kreativ zu gestalten, damit dies locker im Alltag umgesetzt werden kann.

Ein Beispiel: Ob Floßbau oder Kanadier fahren, auf dem Wasser wird der Teamgeist gefördert und der nasse Spaß ist garantiert mit an Bord. Als kommunikative Kooperationsaufgabe wird der Nervenkitzel etwas gefordert, ob das Floß sicher trägt oder sinken wird. Oder als Bootstour im Kanadierteam richtig steuern und in die gewünschte Richtung fahren.

Bei einer Familientherapie:

Die systemische Erlebnispädagogik wird mit der Idee vom Lernen mit Kopf, Herz und Hand umgesetzt. Gerade für Familien sind die umsetzbaren Lernprojekte direkt erlebbar zu bewerkstelligen. Die Erlebnisse werden zu Erfahrungen die wiederum als wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung in der Familie genutzt werden kann.

Die drei schönsten erlebnispädagogischen Spiele

Aufwärmspiel: Das Vampirfangen

Wirkung des Spiels

Das Vampirfangen lebt vor allem von den spontanen Wechseln zwischen Fänger und Gejagtem der zu Verwirrung und dadurch zu sehr viel Spaß unter den Spielern führt. So schafft das Spiel eine heitere Atmosphäre auf die sich gut weitere Spiele oder andere Seminarinhalte aufbauen lassen.

Anleitung

1. Die Teilnehmer finden sich immer zu zweit zusammen und stellen sich nebeneinander um so eine Burg zu bilden.

2. Ein Pärchen wird aufgeteilt in Vampir und Burgfräulein.

3. Der Vampir versucht nun das Burgfräulein zu fangen. Dabei können beide Laute und Gesten machen, die sie als typisch für ihre Rollen ansehen.

4. Gelingt es dem Vampir das Burgfräulein zu fangen, tauschen die beiden ihre Rollen.

5. Das Burgfräulein kann sich aber auf eine Burg retten, indem sie sich direkt neben eine Zweiergruppe stellt. Dadurch löst sie folgende Kettenreaktion aus: • Sie selbst wird zur Burg. • Der Spieler der Burg, der weiter von ihr entfernt steht, wird zum Vampir. • Der Vampir wird zum Burgfräulein.

6. Nach einiger Zeit können weitere Vampire und Burgfräuleins hinzugewählt werden, wobei jeder Vampir immer nur die zu ihm passende Dame fangen darf, nicht aber die anderen.

Steigerungsformen

Anstatt nebeneinander zu stehen, können sich die Burgen auch setzen oder legen. Dadurch kommt noch etwas mehr Schwung ins Spiel, weil die Spieler bei jedem Wechsel aufspringen und sich hinschmeißen müssen. (Dies ist vor allem für sportliche Gruppen interessant bei denen die Teilnehmer keine Rücken- oder Gelenkprobleme haben).

Geländespiel: Die Schatzkarten

Ort: Im Freien

Dauer: 40 – 60 Minuten

Altersstufe: ab 9 Jahre

Gruppengröße: 10 – 40 Spieler

Material: Papier, Stifte und einige Zeichenunterlagen, 2-4 Schätze

Wirkung des Spiels

Dieses Spiel schult den Orientierungssinn der Spieler, sowie ihre Fähigkeit gesehenes in Zeichen und Symbole zu übertragen und diese wieder zu entschlüsseln.

Anleitung

1. Je nach Gruppengröße finden sich die Spieler in zwei bis vier Kleingruppen zusammen.

2. Jede erhält ein Blatt Papier einen Stift, eine Schreibunterlage und einen Schatz.

3. Ab Spielbeginn haben die Gruppen 20 Minuten Zeit um ihren Schatz zu verstecken und dabei eine Schatzkarte anzufertigen, die möglichst genau den Weg zum Versteck zeigt.

4. Nach Ablauf der 20 Minuten treffen sich alle Gruppen wieder am Ausgangspunkt und die Karten werden reihum weitergegeben.

5. Nun erhalten die Gruppen wieder 20 Minuten Zeit, um den Schatz zu finden, zu dem sie die erhaltene Schatzkarte führt.

6. Dabei liegt der Schwerpunkt darauf die Karten wirklich so deutlich zu machen, dass die Schätze möglichst gut gefunden werden können.

Steigerungsform

Wenn die Spieler schon etwas Übung im Kartenzeichnen und -lesen haben, können auch Rätsel und Irrwege in die Schatzkarte mit aufgenommen werden. Bei ungeübten Spielern ist diese Variante allerdings nicht ratsam, da die Karten auch ohne diese Hindernisse meist aufgrund ihrer Ungenauigkeit oder dem Fehlen von Angaben, die als unwichtig empfunden wurden, ausreichend schwer zu lesen sind.

Wahrnehmungsspiel: Die Baumbegegnung

Dauer: 10 – 15 Minuten

Altersstufe: ab 8 Jahre

Gruppengröße: 4 – 30 Spieler

Material: Augenbinden

Wirkung des Spiels

Dieses Spiel fördert sowohl die Wahrnehmung und den Bezug zur Natur als auch das Vertrauen innerhalb der Gruppe.

Anleitung

1. Die Gruppe wird in Zweierteams aufgeteilt, die jeweils aus einem Spieler A und einem Spieler B bestehen.

2. Die Spieler überlegen sich eine Methode, mit der sie sich gegenseitig führen können ohne dabei Sprechen zu müssen. (Wichtig sind auch Hinweise für mögliche Hindernisse)

3. Dann bekommen alle Spieler A eine Augenbinde und lassen sich von ihren Partnern durch den Wald führen (Am besten in einem zuvor festgelegten Umkreis). 4. Dabei sucht Spieler B einen Baum aus, an den er seinen Partner heranführt.

5. Dieser versucht nun den Baum so gut wie Möglich zu ertasten und sich das Gefühlte einzuprägen.

6. Wenn er meint genug gefühlt zu haben, lässt er sich von Spieler B – ruhig über Umwege – zurück zum Ausgangspunkt führen.

7. Hier nimmt er die Augenbinde ab und versucht den ertasteten Baum wiederzufinden. Dabei kann er im Wald umhergehen und Bäume, die infrage kommen probeweise abtasten.

8. Wenn er seinen Baum gefunden hat, wird gewechselt und Spieler B bekommt die Augenbinde.

Anmerkung

Achten Sie darauf, dass die Spieler auch in der Phase in der sie versuchen ihren Baum wiederzufinden, noch immer schweigen. Andernfalls wird es sehr leicht unruhig und da nicht alle Spieler gleichzeitig fertig werden, stören sie sich gegenseitig.

Wo kann ich alle Erlebnispädagogischen Spiele finden?

Der Onlinehandel bietet Ihnen ein breit gefächertes Sortiment zum Stöbern mit verschiedenen Büchern zum Thema erlebnispädagogischen Spielen an.

Darüber hinaus gibt es auch einige Werke, die speziell von erfahrenen Erlebnispädagogen für für Menschen verfasst wurden, die ebenfalls erlebnispädagogisch arbeiten wollen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch „Gruppendynamik für Blödies“ von Heiko Gärtner und Tobias Krüger, welches man auf ihrer Internetseite gegen eine kleine, selbstgewählte Spende bekommen kann. Damit erhalten Sie einen unglaublichen Schatz, der es Ihnen ermöglicht die Sozialkompetenzen, die Persönlichkeitsentwicklung und die Gruppengemeinschaft in den unterschiedlichsten Gruppen konstant durch ständig neue spielerische Impulse zu fördern.

Durch die Kombination aus außergewöhnlichen Erlebnissen und fest im Alltag installierten Lernstrukturen, kann der Weg in Richtung Entwicklung und Wachstum dauerhaft eingeschlagen werden.

Hier ist ein Link zur Buchbeschreibung von „Gruppendynamik für Blödies“

Welche Spielarten gibt es?

Kennenlernspiele

Durch ein erlebnispädagogisches Spiel erfahren die Kinder viel über sich selbst aber auch mehr über ihre Mitspieler heraus.

Reflexionsspiele

Nicht jeder traut sich alle Gefühle zu äußern und genau aus diesem Grund gibt es eine Reflexionsrunde und Methoden, so das keiner alleine seine Gefühle und Erfahrungen offerieren muss.

Teamspiele

Erlebnispädagogische Spiele bringen jedes Team näher zusammen. Bei Mannschaftsspielen und einigen anderen Spielen geht es um das Gegeneinander, bei Teamspielen hingegen immer um das Miteinander.

Namensspiele

Sind die Namen erst einmal bekannt, geht es in jeder neuen Gruppe darum, möglichst schnell das Eis zu brechen und eine angenehme, lockere und vertraute Atmosphäre zu erschaffen.

Spiele zur Gruppenfindung

Neue Gruppen in Spielen bilden lassen, neue Konstellationen innerhalb der Schüler schaffen, Zufallsentscheidungen oder auch Trennungen neu kennenlernen und entdecken zu lassen.

Geländespiele

Dieses Spiel schult den Orientierungssinn der Spieler, sowie ihre Fähigkeit gesehenes in Zeichen und Symbole zu übertragen und diese wieder zu entschlüsseln.

Aufwärmspiele

Ein lustiges Aufwärmspiel lockert umgehend die Atmosphäre und bringt Freude und Leichtigkeit in die Gruppe.

Wahrnehmungsspiele

Dieses Spiel fördert sowohl die Wahrnehmung und den Bezug zur Natur als auch das Vertrauen innerhalb der Gruppe.

Konfliktlösungsspiele

Spiele für die kreativen Konfliktlösungen sind elementar für jedes Leben eines Kindes, um ein friedliches und gesundes Miteinander in Konflikten lernen zu können.

Vertrauensspiele

Vertrauensspiele sind dann sinnvoll, wenn sich die Kinder bereits kennen und das Vertrauen und Zutrauen vertiefst werden soll.

Abschlussspiele

Hierbei festigen sich erlernte Zusammenhänge und die Kinder finden einen gemeinsamen Abschluss der Gruppenphase mit einem guten Gefühl.